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Geschichte des Square Dance

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Bisher waren wir davon ausgegangen, daß im Jahre 1949, am 19. Juli, in Bremen der erste Square Dance in Deutschland stattgefunden hatte.

Die neuere Quellenforschung von Hartmut Heiber in der US-amerikanischen Square Dance Zeitschrift "Square Dancing" vom Mai 1985 brachte eine sehr ungewöhnliche Geschichte, mitten im Höhepunkt des Zweiten Weltkrieg ans Licht!

Unter dem Titel "A Most Unusual Square Dance" (Ein sehr ungewöhnlicher Square Dance) berichtet ein glaubwürdiger Zeitzeuge, daß der wohl erste Square Dance in Deutschland bereits mitten im Zweiten Weltkrieg stattfand, und zwar 1942 oder 1943 in einem Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht.

Der genannte Zeitzeuge Jinx Weskie aus Lakewood, Colorado beschrieb diese ungewöhnliche Geschichte anläßlich eines Wiedersehenstreffens 1985 in Colorado zum 40jährigen Jubiläums dieser Square Dance-Veranstaltung.

Hier ist diese Geschichte:

Es gab auf der Höhe des Zweiten Weltkrieges im Herzen Deutschlands eine

"befohlene" Veranstaltung.

Der Ort war ein Kriegsgefangenenlager einige Meilen südlich von Berlin. Jack Bennett, ein Square Dance Caller aus Denver und Kriegsgefangene der Deutschen, wurde öfters gebeten, eine Vorführung der gefangenen englischen Offiziere der RAF (Royal Air Force) zu besuchen, die im selben Lager einsaßen. Es kam die Zeit für die gefangenen amerikanischen Offiziere zu organisieren, und Bennett hatte die Idee, einen Barn Dance (Scheunentanz) zu veranstalten und die englischen Kriegsgefangenen als Gäste einzuladen.

Aber es gab keine weiblichen Kriegsgefangenen und so wurde auf Befehl des kommandierenden Offiziers eine Gruppe amerikanischer Gefangener ausgewählt und überzeugt die Rolle der Damen zu tanzen.

Die passenden Kostüme gab`s vom Berliner Opernhaus und die Musikinstrumente von den Berliner Symphonikern.

Die Resonanz auf diese Vorführung war so groß, daß eine Reihe weiterer Scheunentänze geboten wurden.

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Vor dem Zweiten Weltkrieg und während des Krieges wußten die Deutschen nichts vom Square Dance. Sie hatten sicher andere Beschäftigungen als Tanzen während der schwierigen und traurigen Jahre nach 1945. Als die amerikanischen GIs nach Deutschland kamen, brachten Sie Hoffnung und Mut mit, gefolgt durch den Marshallplan, der viele Deutsche ermutigte, ein » normales Leben « wiederanzufangen. Sie dachten auch wieder an Spaß, Vergnügungen und Tanzen.

In der amerikanischen Militärzone Deutschlands d.h., in etwa den Gebieten Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, hatte die Bevölkerung seit 1945 enge Kontakte mit amerikanischem Militärpersonal. Sie hatten Zigaretten, Schokolade und andere schöne Sachen getauscht, oder sogar Geschenke erhalten von diesen GIs, und so hatte sich eine Beziehung entwickelt. Nach einigem anfänglichen Mißtrauen bildeten sich gute und freundschaftliche Kontakte mit diesen neuen Herrschern.

Bremen hatte den ersten Square Dance im Nachkriegsdeutschland

Es war nicht in der amerikanischen Zone, sondern in Bremen, wo es zum ersten Square Dance in Deutschland kam. Paul Hartmann war ein amerikanischer Soldat, der wie die anderen nach Deutschland kam, um beim Wiederaufbau Deutschlands kurz nach dem Krieg mitzuhelfen. Paul Hartmanns Vorfahren waren vor einer Generation aus Deutschland gekommen. Er war ein amerikanischer Square Dance Caller, und suchte eine Gelegenheit, um einen Tanz zu veranstalten. So fand er eine Einrichtung der United Service Organization (USO), den Country Club in Bremen, wo am Samstag, den 16. Juli 1949 der erste Square Dance veranstaltet wurde.

Fünf Squares nahmen an diesem ersten Tanz teil. Die meisten Teilnehmer waren amerikanische Militärangehörige, die einige deutsche Gäste mitgebracht hatten, die auch tanzten.

Eine Live-Band zu organisieren war das größte Problem gewesen, den damals gab es weder Lautsprecheranlagen noch Schallplatten, auf jeden Fall nicht im Nachkriegsdeutschland, und so mußte er improvisieren. Die Tanzveranstaltung war ein großer Erfolg, und als Folge der begeisterten Reaktion der fünf teilnehmenden Squares beschloß Paul Hartmann, Tänze auf regelmäßiger Basis zu veranstalten.

Paul Hartmann fing an, Deutschland zu bereisen und Clubs in anderen US Service Clubs zu organisieren. So fand er Interessierte in Hamburg (britische Zone), in Berlin (vier alliierte Sektoren) und in Augsburg (Bayern, amerikanische Zone). In diese Städte reiste Paul mehr oder minder regelmäßig an den Wochenenden, um Square Dance zu callen.

Als Paul und seine Frau Fran im Dezember 1950 in die Staaten zurückkehren mußten, war die Berliner Gruppe besonders traurig und verzweifelt und arrangierte mit der Leitung des American Forces Network (AFN), daß Aufnahmen mit Musik und Calls gemacht wurden, die Sie nach dem Weggang des Callers verwenden könnten. Er kam während der fünfziger, aber auch in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren oft zurück, um alte Freundschaften wieder aufzufrischen. So callte er auch an zwei Besuchen, am 01. Mai 1985 und am 04. Juni 1988 für jeweils 68 und 66 Gäste bei den Honey Cake Squares Nürnberg in Eltersdorf.

Er arbeite als in Wheaton, Maryland wohnender Caller, und wenn er nach Deutschland kam, reiste er immer mit seiner Frau durchs Land und callte so oft er konnte, immer auf Einladung der örtlichen deutschen Clubs. 1991 verstarb er in seinem Heimatort Wheaton, Maryland.

Beaux & Bells »der erste Club«

Der erste und jetzt älteste noch existierende Club ist die »Beaux & Bells«, gegründet im September 1954 von einem amerikanischen Ehepaar in Frankfurt, Harold und Thelma Deane. Am Anfang tanzten sie nach Platten zusammen mit einigen anderen Paaren vom 10th General Dispensary.

Ein Jahr später waren Sie Gastgeber des ersten Round Up in Bad Wildungen (Hessen). Bei dieser Veranstaltung wurde die Idee vorgestellt, die European Association of American Square Dance Clubs (EAASDC) zu bilden. Harold wurde 1955 zum ersten Präsidenten gewählt. Das war der Angang des Booms in Clubneugründungen, der heute immer noch anhält.

Heutzutage gehören zur EAASDC 588 Clubs aus zehn Ländern. Die große Mehrzahl (561) sind deutsche Clubs, der Rest sind östereichische (7), niederländische (8), belgische (4), schweizerische (8), tschechische (1), italienische (1), französische (1), spanische (1) und russische (3) Clubs. Die meisten sind Mainstreamclubs, aber wir haben auch Plusclubs und High Level Clubs, die A1 bis C3a tanzen.

Das Problem während der frühen Jahre war der ständige Wechsel amerikanischer Caller und Tänzer. Wenn ein Militärangehöriger, der auch Caller war, einen neuen Einsatzort bekam, hinterließ er einen Square Dance Club führerlos. Aber diese Caller haben auch interessierten deutschen Tänzern beigebracht, wie man den Callerberuf erlernt und erfahrener Caller wird.

Dieser Prozeß begann in den fünfziger Jahren und so wurde es möglich, Ersatz zu finden für die amerikanischen Caller, die Europa verließen, und die deutschen Clubs und Tanzaktivitäten aufrecht zu erhalten und zu verhindern, daß Sie eingingen.

Trotzdem gab es einige amerikanische Armeemänner, die sich deutsche Bräute nahmen, lange oder für immer blieben, ihre militärischen Jobs aufgaben, oder zivile Anstellungen beim Militär annahmen. Diejenigen Amerikaner, die auch Caller waren, sind wohlbekannt bei unseren deutschen Tänzern und werden von ihnen geliebt. Der bekannteste ist sicher Al Stevans (der seine Wurzeln in Virginia hat), der auch seinen militärischen Job vor einigen Jahren an den Nagel hing, und der ein berühmter Caller ist, sehr bekannt und überall gesehen bei deutschen Square Dance Festen.

Ein weiterer Caller ist Kenny Reese aus Houston, Texas, der seit 1974 in Europa tanzt und der für seinen Club, die »Darmstombers« seit 1977 callt, und für den anderen Club, die Frankfurter »Beaux & Bells«, seit 1984.

Die meisten deutschen Clubs sind ziemlich klein (20 bis 30 Tänzer), aber es gibt auch riesige Clubs wie die Münchner »Dip-n-Divers« mit etwa 250 Mitgliedern. Viele deutsche Square Dancer (geschätzt sind es 8.000 bis 10.000) sind bereit zu reisen und sich gegenseitig für besondere Veranstaltungen zu besuchen. Sie organisieren oft Clubbesuche, Bannerstehlen, Campingwochen und besondere Special Dances, die in jeder Region einmal jährlich stattfinden.

In Deutschland haben wir keinen einzigen Singles Club, da wir Paare und Singles in allen Clubs akzeptieren. In jedem Club tanzt normalerweise jeder mit jedem anderen Mitglied. Sicher gibt es Paare, welche die ganze oder die meiste Zeit zusammen tanzen, aber dies ist kein großes Problem, da es normalerweise genügend viele Singles gibt, um mit anderen Singles zu tanzen.

Auch wenn der 50. Jahrestag des Square Dance in Deutschland nicht offiziell gefeiert wird, erinnern wir uns an das Datum des 16. Juli 1949, und wir denken mit Dankbarkeit an Paul Hartmann, der damit begann, dieses Kulturerbe in Europa wiedereinzuführen, wie an alle die amerikanischen Bürger, die es ermöglicht haben und die uns geholfen haben, unsere Tanzfähigkeiten auszubilden und Spaß am Square- und Round Dance zu finden.

 

Mehr Info`s über Square Dance: http://www.eaasdc.de/history/shdindex.htm

 

 Quelle: by Hartmut Heiber, EAASDC BULLETIN 08/2003, Cologe, Germany, reprint from the Club Leadership Journal, vol. II, issue 3 May & June 1999, with kind permission by the author, & AN News 3/99

Modifiziert: 17.12.1999, 02.08.2004, Friedrich Zitzmann & Mark W. (HONEY CAKE SQUARES Nürnberg)

 

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07.02.07 12:30